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Vermittlung
"Wissen heisst lehren können." Die Auslegung dieses Satzes von Jürgen Mittelstrass ist in ihren Konsequenzen alles andere als banal. Er geht davon aus, dass wir Wissen und Lehren-Können als zwei verschiedene Kunstfertigkeiten ansehen, über die der eine oder andere mehr oder weniger verfügt, - und er widerspricht dieser Trennung. Ein Wissen, das nicht gelehrt werden kann, ist kein Wissen mehr. Mit anderen Worten: Die Techniken, die zum Wissen führen, sind identisch mit den Techniken, die zum Lehren-Können führen. Dies braucht nicht zu bedeuten, dass in der Art, wie Wissen vermittelt wird, sich eine eigene Technik, Rhetorik, Metaphorik nicht entwickeln dürfte. Denn etwas lern- und lehrbar machen heisst zunächst auch: es verkürzen, verfälschen, die Geschichte in einer umgestellten Reihenfolge darlegen, die Geschichte (die naturwissenschaftliche Erzählung eines bestimmten Problems) memorierbar machen. Am Untersuchungsgegenstand der Mathematik liesse sich zeigen, dass uns zwar klar ist, dass die Mathematik in einem gewissen Sinne eine Sprache ist, dass wir sie aber nicht als Sprache lernen. Wir lernen nicht, mit ihr zu sprechen.
Stellen wir uns zusätzlich die folgende Frage: Gibt es etwas, das bleibt, wenn wir alles vergessen haben, was wir je gelernt haben? Ich nehme an, dass es jene Bereiche bleiben, die wir in einem emphatischen Sinne "eingesehen" haben, aber auch jene, die wir als Sprache vermittelt bekommen haben.
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