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Nachtstrom XIV
Ein weisser Hemdsärmel ragt aus einem schwarzen Jackett, die Hand in einer gekünstelten klangbegleitenden Geste. Die Finger krümmen sich leicht, während die Hand herabfällt und langsam, wie auf einer Schiene sich fortbewegend, vorwärtsgestossen, nach einem Regler greift. Dieser Regler ist allmächtig. Sähe man nicht gleichzeitig einen Fuss nach einem Effektgerät schnappen, wäre man geneigt, sich ganz diesem Regler anzuvertrauen. Dass der Daumen sich den restlichen Fingern entgegenstellen kann, ist gemeiner Meinung nach ein Vorrecht von Primaten. Das ist genau der Regler-Griff. Daumen und Zeigefinger greifen danach, der Regler rollt sich dann seitlich dem Zeigefinger entlang ab. Was sich zwischen meinen beiden Ohren abspielt, ist also nun in der Hand eines anderen. Es ist ein von Reglern geregelter Musikstrom, eine von Händen und Füssen und Atemluft getriebene Hektik, ein bisschen möblierte Zeit. Durch meterlange Verkabelungen, Filter, analoge Geräte muss eine Bassklarinette ihre Töne pusten. Es kommen ein paar Jazz-Takte, über die Jugendliche lachen müssen. Warum deren Stühle, mitten in die leiseste Improvisation hinein, so unruhig knarren, weiss ich schon: für sie muss es laut sein und loops haben. Wiedererkennbare, minutenlange, bullernde Rhythmen. Was für eine kleinliche Schadenfreude.
Gaudenz Badrutt und Christian Müller sind strøm. Strøm nicht Strom, das ist norwegisch. Noch genauer: <strøm>. Eingeklammert. Angesichts dieses Namens, einer Webseite, die shizophonic heisst, der unsäglichenSelbstbeschreibung („<strøm> glaubt an den heiligen Gral“) – diese Selbstironie unter modernen jungen Leuten! Eine Verpflichtung, Sie verstehen – passiert ein Wunder: ihre Musik gefällt mir.
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