30.04.04

alles ist mit einemmale

Sätze wie:
«Theater, das weiss man, ist ein Schimpfwort für Welt.»

oder
«Da hilft kein Zahlungsbeleg.»

oder auch
«Der Ring des Verstehens ist eng. Doch kaum dampft der Capuccino vor der Nase, ist Gegenwart ein Zuckerstück.»

gerne auch «peligion ist podium fürs polk.» Ja, warum denn nicht? Wichtig und richtig, hier einfach zu fragen.
a) «tanze ich genetisch korrekt?»
b) «was leuchtet so laut wenn nicht mein zweifel?»
c) «wird der frage ihre berechtigung rückerstattet?»

Josef Schweikhardt:alles. lyrik prosa essay und bilder. Passagen Verlag, Wien 2003.

Posted by afa at 20:03 | Comments (0)

Böhme erklärt die Musik

«Wenn ich von dieser Entwicklung rede, so ist natürlich vor allem an John Cage zu denken, ebenfalls aber auch an Komponisten wie Hespos, Daniel Ott, Lachenmann, die in diesen Bereich der Geräusche durch eine Art Quernutzung der Instrumente eingeführt haben.»

Gernot Böhme:Aisthetik. Vorlesungen über Ästhetik als allgemeine Wahrnehmungslehre. Wilhelm Fink, München 2001.

Ich finde das sehr erheiternd.

Posted by afa at 12:08 | Comments (0)

26.04.04

Parkbänke

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Schweizer sind wir. Bern ist die Hauptstadt, richtig. Aber wir aus Basilea. Ein alter venezianischer Französischlehrer ergreift die Gelegenheit, ein bisschen zu parlieren. Tandis que...er überlegt - nein, pendant que.. während wir hier reden, wissen wir immer noch nichts von den drei Geiseln. Man kann den Markusdom nicht schützen, nein.
Mit der Frau, die er vorhin gegrüsst habe (gegrüsst ist gut, er hat ihr "vecchia" nachgerufen), hat er vier Kinder. Zwei davon Anwälte, deren Kabinette ganz "consistent" laufen.
Venedig überrascht mich. Vielleicht hat man auch einen anderen Blick. Vor fünfzehn Jahren haben wir hier gespielt, mit einem Jugendorchester im Markusdom. Sowas ist heute undenkbar. Wir mussten uns nahe zusammensetzen, um uns überhaupt zu hören, ja eigentlich durften wir gar nicht aufeinander hören, die Hall- und Echowirkung des Doms vervielfacht jedes Geräusch. Heute gehen wir anders in den Dom. Mit Augen für die Mosaiken. Mit Prüfungsthemen im Hinterkopf. Heute gehen wir in Restaurants und trinken Wein. Damals waren das ein paar Scheiben Käse oder Salami und Brot aus einem Supermercato, und dann auf das Schiff zum Lido - wo ich, von den Mitmusikern endgültig für verrückt erklärt, am Strand vollkommen freiwillig anorganische Chemie lernte.
Wir waren anfällig für Souvenirs, heute sind wir ausfallend gegen Mittouristen.

Padua lebt. Der botanische Garten, der berühmteste Vorlesungssaal der Welt, die obligate Viertelstunde Giotto. Und Greifswalder Professoren auf Parkbänken.

Posted by afa at 11:48 | Comments (0)

16.04.04

the idea lurks in the proof...

«The quick transition from Carnapian foundationism to Kuhnian historicism generated a pseudoproblem that made philosophy of science the laughing stock of practicing physicists.»

Roberto Torretti: The Philosophy of Physics. Cambridge University Press, 1999.

Man muss Carnap und Kuhn auch mal vergessen. Zu Leibniz, Huygens, Newton zurückkehren. Was Torretti, chilenischer Philosophieprofessor, mit seinem in schönem Sinne umfassenden und reichen Buch aber auch tut.

Posted by afa at 17:41 | Comments (0)

wenn ich mal gross bin...

geh ich studieren. So etwas haben natürlich wieder nur die Berner. Ein Trost, auf eine Art.

Posted by afa at 17:31 | Comments (0)

06.04.04

Wie gross ist der Mensch?


<pathos>

Ich vermute, dass es zwei Fragen gibt, die uns – mehr oder weniger bewusst – antreiben. Wie wir geworden sind, was wir sind, ist eine Frage, die zwar den Blick in die Vergangenheit wendet, immer aber auch schon Grundsätzliches darüber anfordert, was es heisst, Mensch zu sein. Sobald sich diese Frage der Entwicklung von Kultur- und Wissenschaftsleistungen annimmt, öffnet sich eine zweite: ob das, was wir sind gleichzustellen ist mit dem, was es heissen könnte, Mensch zu sein. Das ist die Frage nach der Erschliessung von Spielräumen der menschlichen Existenz. Wo sind wir, wenn wir sind? Was sind wir bezüglich ausgeschöpfter menschlicher Möglichkeiten? Kernlose Exzentriker oder randlose Schrumpfexistenzen? Was mich hier interessiert, wäre also nicht, was die Welt im Innersten zusammenhält, sondern was den Menschen hinaustreibt.
Diese Fragen sind billig zu haben, das gebe ich zu. Als Folge sind sie aber auch nicht mit hochbezahltem Expertenwissen zu beantworten. Antworten sind nur vorzuführen.
Wenn der Kunst oder Wissenschaft dies in seltenen Momenten gelingt, bin ich vor allem eines: dankbar.
</pathos>

Posted by afa at 16:06 | Comments (0)

05.04.04

Die Schrecken...

Ein Fünfzigjähriger liest Passagen eines Romans, den er vor zwanzig Jahren geschrieben hat. In einem schwarz verhängten Kleintheatersaal liest er von Polarnächten, aber auch von schneeblinden Augen, vom Marsch nach Süden, den die Eisdrift Bogenminute um Bogenminute wieder zunichte macht.
Von einem Mazzini, der..
K.u.K Vermesser auf Franz-Josef-Land taufen Steinhaufen. Ein Schiff im Packeis, ein Schutzbrief des Zaren. Wie anders, wie klar das klingt! Und wie vergessen nach einer Jahre zurückliegenden Lektüre, der sich doch die Sprachlust, die sich des Ereignisses bemächtigt, mitgeteilt haben sollte.

Posted by afa at 23:15 | Comments (0)